Nette Leit mit Mediator Ed Watzke

Diesmal zu Gast bei Nette Leit: Dr. Ed Watzke, einer Schlüsselfigur der österreichischen Mediationsszene. Dr. Watzke, Psychotherapeut, Soziologe und Lehrender an der Universität, spricht über seine langjährige Erfahrung als Mediator, durch die er Einblicke in die Dynamiken von Konflikten und die Rolle der Mediation gewinnen konnte. Es geht darum, was Mediation eigentlich abseits von Finanziellem kostet, um einen Wechsel in der Methode – und darum, wie unter Umständen schon ein Satz reichen kann, um einen Konflikt zu entschärfen.
Dr. Watzke: “Vom Kriegs- auf den Friedenspfad führen”
Der Mediator betont, dass Mediation oft in schwierigen Situationen zum Einsatz kommt, beispielsweise in Konflikten am Arbeitsplatz oder Beziehungsproblemen. Dabei stehe die Freiwilligkeit der TeilnehmerInnen, die in der Theorie als Grundvoraussetzung gilt, oft nur auf dem Papier, da häufig sozialer oder beruflicher Druck die Entscheidung zur Mediation beeinflusst. Die Menschen, die sich zur Mediation entscheiden, sind bei Ablehnung oft von Kündigung bedroht oder sie möchten die Erfahrung, vor Gericht zu stehen, vermeiden und hoffen so, ihre Konflikte auf konstruktivere Weise beilegen zu können.
Wechsel des Ansatzes führte zu mehr Erfolg
Ein Schlüsselerlebnis führte Dr. Watzke zu einem Paradigmenwechsel bei seiner Arbeit: Nachdem er über ein Jahrzehnt einem analytischen Ansatz folgte, erkannte er, dass in eskalierenden Konfliktsituationen zunächst die Schaffung von Friedfertigkeit Vorrang haben muss, bevor die Störung selbst behoben werden kann. Er beschloss daher, von nun an zuerst ein friedliches Klima zu erzeugen, bevor er die Konflikte und Probleme direkt angeht. Diese Erkenntnis sei ihm in einem Moment der Ruhe gekommen und habe seine Methodik grundlegend verändert. Doch was, wenn die Bereitschaft fehlt, wie Moderator Helmut Berg dann einwirft?
Wie man mit einem Satz einen Konflikt lösen kann
Dr. Watzke arbeitet oft mit Humor und Metaphern, um den Menschen Orientierung und Perspektiven zu geben, was die Situation schon einmal entschärft. Er erinnert sich an eine Mediation mit einem homosexuellen Paar, dessen Konflikt auf einen für beide Seiten humorvollen Vergleich reduziert werden konnte – der Mediator nahm nämlich Anleihe an den Spruch Oscar Wildes “versorgt mich mit Luxus, das Notwendige brauche ich nicht”. Durch diesen humorvollen Ansatz, der die Verhältnisse genau traf, schaffte es Dr. Watzke, die Spannung aufzulösen und das Paar dazu zu bringen, gemeinsam über die Situation zu lachen – wahrscheinlich der wichtigste Schritt in diesem Verfahren.
Erfolgreiche Mediation kostet nicht nur das Honorar des Mediators
In seinem Buch “Wahrscheinlich hat diese Geschichte gar nichts mit Ihnen zu tun…” betont Dr. Watzke, dass Frieden keine einfache Win-Win-Situation darstellt. Vielmehr ist Frieden eine “Pay-Pay”-Lösung, die von jedem Konfliktbeteiligten verlangt, an sich selbst zu arbeiten und eigene Verhaltensmuster zu ändern. Dieser Wandel sei oft herausfordernd, da er nicht nur intellektuelle, sondern auch emotionale Entscheidungen erfordere. Durch eine Nachdenkpause gibt er seinen Klienten die Möglichkeit, in sich zu gehen und erste Schritte zur Konfliktlösung zu überdenken.