Tradition hautnah: Maibaumaufstellen in Mödling!
Wer am 1. Mai in der Babenbergerstadt ist, kann ein besonderes Spektakel erleben: Das Maibaumaufstellen per Hand – so auch heuer wieder, bei strahlendem Wetter und jeder Menge Zuschauer. Wir haben uns unters Publikum gemischt.
Eine Stadt, die auf Tradition wert legt
Man taucht ein in eine lebendige mödlinger Tradition, einer Stadt, die stolz darauf ist, ihren imposanten Maibaum noch ganz traditionell, mit reiner Muskelkraft und ohne den Einsatz moderner Maschinen, aufzustellen. Kontinuierlich ziehen und befestigen engagierte Hände dazu die stabilisierenden Schlingen um den mächtigen Stamm. Jung und Alt arbeiten hier Hand in Hand, bis der beeindruckende, rund 18 Meter hohe Baum schließlich seine volle Pracht entfaltet und zum strahlenden Mittelpunkt des Schrannenplatzes wird.
Maibaumaufstellen als Liebesbeweis
Diese besondere Aufgabe, die in vielen anderen Orten längst maschinell erledigt wird oder ganz verschwunden ist, wird in Mödling mit großer Sorgfalt gepflegt. Die verantwortungsvolle Weitergabe dieser Handwerkskunst an neue, talentierte Hände im heurigen Jahr gewährleistet, dass die nötige Ruhe und der präzise Blick für ein perfektes Ergebnis bewahrt bleiben, wie uns Stadtrat Schimanowa erklärt.Bürgermeisterin Drechsler sieht im Maibaumaufstellen eine “herzliche Liebeserklärung” an ihre Stadt. Wie ihr grüner Vizebürgermeister das sieht und wie das Aufstellen auch heuer wieder zu einem bunten Treiben wurde, das sehen Sie im Video.

Maibaumaufstellen per Hand, wie geht das?
Das händische Aufstellen eines Maibaums ist eine faszinierende Prozedur, die Geschick, Koordination und vor allem Teamwork erfordert. Es gibt nicht die eine standardisierte Methode, aber einige grundlegende Prinzipien und Techniken kommen häufig zum Einsatz:
Die Vorbereitung:
- Auswahl und Zurichtung des Baumes: Zuerst wird ein geeigneter, gerader und entrindeter Baumstamm ausgewählt. Oft wird die Spitze mit einem Kranz und bunten Bändern geschmückt.
- Anbringen der “Schwalben” oder “Schwoabla”: Dies sind lange, stabile Stangen, die in regelmäßigen Abständen am unteren Teil des Baumstamms befestigt werden. Sie dienen als Hebelarme, um den Baum anzuheben und zu stabilisieren. Die Anzahl und Länge der Schwalben hängt von der Größe und dem Gewicht des Baumes ab.
- Anbringen von Seilen: Manchmal werden auch starke Seile am oberen Teil des Baumes befestigt, die von Helfern bedient werden, um den Baum während des Aufrichtens in Position zu halten und ein unkontrolliertes Umfallen zu verhindern.
Der Aufrichtprozess:
- Anheben mit Hebelkraft: Die Helfer setzen die Schwalben gleichzeitig an und stemmen den Baum in kleinen Schritten nach oben. Dies erfordert synchronisierte Bewegungen und viel Kraft. Ein “Vorarbeiter” oder “Aufstellmeister” gibt dabei oft die Kommandos, um den Rhythmus und die Koordination zu gewährleisten.
- Sichern und Nachsetzen: Während der Baum langsam aufgerichtet wird, werden an der Basis Keile oder Unterlagen platziert, um ihn in der jeweiligen Position zu sichern und ein Zurückrutschen zu verhindern. Die Schwalben werden nach und nach neu angesetzt, um den Hebelweg optimal zu nutzen.
- Einsatz von Seilen zur Stabilisierung: Die Seile, die am oberen Ende des Baumes befestigt sind, werden von anderen Helfern gespannt und kontrolliert nachgelassen, um den Baum in Balance zu halten und seitliches Wegkippen zu verhindern.
- Kontinuierliches Anpassen: Der Aufrichtprozess erfordert ständige Aufmerksamkeit und Anpassung. Die Helfer müssen auf ungleichmäßiges Gewicht, Windböen und andere Faktoren reagieren, um den Baum sicher in die Vertikale zu bringen.
- Das Erreichen der Senkrechten: Ist der Baum fast senkrecht, wird er in die endgültige Position gebracht und am vorbereiteten Standloch oder einer anderen Befestigung fixiert.
Besondere Aspekte:
- Teamwork und Erfahrung: Das händische Aufstellen erfordert ein eingespieltes Team und oft auch Erfahrung. Ältere, erfahrene Helfer geben ihr Wissen an die Jüngeren weiter.
- Gefahren und Sicherheitsvorkehrungen: Das Aufstellen eines schweren Baumes per Hand birgt Risiken. Daher sind klare Anweisungen, Koordination und Vorsicht extrem wichtig, um Unfälle zu vermeiden.
- Lokale Unterschiede: Die genauen Techniken und Hilfsmittel können sich von Region zu Region leicht unterscheiden.
Das händische Maibaumaufstellen – so wie in Mödling – ist somit mehr als nur das Aufrichten eines Baumes. Es ist ein lebendiges Zeugnis von Gemeinschaftssinn, traditionellem Handwerk und dem Zusammenhalt in einer Ortschaft oder Stadt.